Bei der Veranstaltung „Selbstbestimmt Leben im Alter“ am 17. Januar im Eilenriedestift sprach Sigrid Leuschner mit Expertinnen und Experten über die Rahmenbedingungen und Facetten, die das zukünftige Leben im Alter bestimmen. Über 90 Gäste diskutierten lebhaft über die Ansprüche und das Selbstverständnis der „Generation 1950 plus“ und die Anforderungen an die Politik.
Sigrid Leuschner MdL und Stefan Schostok, beide Kandidaten für die Wahl zum Niedersächsischen Landtag aus Hannover, hatten zu der Veranstaltung eingeladen. Außerdem nahmen Dr. Margot Lucke, ehemalige Gutachterin des MDK Niedersachsen und Dr. Anton Bilek, geschäftsführender Direktor des Eilenriedestifts teil. Die Moderation übernahm die Bundestagsabgeordnete Gabriele Lösekrug-Möller.

Nach einer kurzen Einführung stellten Leuschner und Schostok zunächst die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen dar. Nicht nur der Anteil der älteren Menschen wird bis zum Jahr 2050 stetig ansteigen, sondern es werden besonders in der Altersgruppe der über 60-jährigen immer mehr Menschen auf Unterstützung und Pflege angewiesen sein.

Neben Fragen der finanziellen Absicherung in der Nacherwerbsphase stellt sich damit die Frage, ob diese Pflege im häuslichen Bereich zu realisieren ist. Die Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass verschiedene Entwürfe für ein selbstbestimmtes Leben realisierbar sein müssen. Sowohl das Verbleiben im gewohnten Umfeld als auch das Leben in Einrichtungen gelte es abzusichern. Dazu zählt zum einen die Verbesserung und Bereitstellung barrierefreien Wohnens und zum anderen die Qualitätssicherung der entsprechenden Einrichtungen.

Frau Dr. Lucke machte bereits zu Anfang deutlich: "Es ist nicht das kalendarische Alter, was über einen Menschen richten sollte, sondern sein persönliches Empfinden."

Stefan Schostok wies darauf hin, dass es bereits sehr wertvolle Möglichkeiten für ältere Menschen gibt, ihre Erfahrungen und Potentiale in die Gesellschaft einzubringen. Als beispielhaft erwähnte er das Freiwilligenzentrum Hannover. Diese Angebote gelte es weiterhin bekannt zu machen, da oftmals ein großes Interesse an einem Engagement bestehe, Möglichkeiten dazu aber oftmals nicht bekannt seien. "Es kann auch sein, dass hier, gerade wenn der Ausstieg aus dem Beruf unfreiwillig oder negativ besetzt war, eine große Ermunterung zu diesem Schritt gegeben werden muss", so Stefan Schostok, "aber Ermunterung sollte von allen Seiten kommen, denn diese Erfahrung ist wertvoll." Zustimmend meinte Dr. Margot Lucke: "Wenn man Kreise finden kann für alte Menschen, wo sie gemeinschaftliche Erlebnisse haben, dann fällt ihnen so eine Aufgabe leichter." v. l.: Dr. Anton Bilek, Dr. Margot Lucke, Gabriele Lösekrug-Möller, Sigrid Leuschner und Stefan Schostok Etwa 90 Gäste kamen in den Saal im Eilenriedestift Sigrid Leuschner bei einem Statement im Verlauf der Diskussion Sigrid Leuschner sprach ein Thema an, dass nicht nur im Alter entscheidend ist: Barrierefreiheit. "Das ist nicht nur für ältere Menschen ein wichtiges Stück zur Teilhabe am gemeinsamen Leben, auch Eltern mit Kinderwägen und Mitmenschen mit Handicap profitieren davon", so die Landtagsabgeordnete. Die Barrierefreiheit auszubauen sei eine wichtige Aufgabe für die Politik.

"Barrierefreiheit ist eine wichtige Aufgabe, um Alterdiskriminierung abzubauen," so der Leiter des Eilenriedestifts, Dr. Bilek. "Allerdings ist diese Diskriminierung oftmals auch in den Köpfen sehr verankert. Nicht nur jung gegenüber alt, auch die Älteren untereinander haben oft Vorurteile. Wir im Stift bieten deshalb Kurse für unsere Bewohner an, um dem entgegen zu wirken."

Laut Dr. Bilek beträgt dass durchschnittliche Bezugsalter des Stifts 81 Jahre und die durchschnittliche Verweildauer ca. 10 Jahre.

Aber auch andere Wohnformen wurden thematisiert, wie Wohngemeinschaften oder Häuser mit Wohnungstausch. Hier wünschten sich die Teilnehmer auf dem Podium sowie viele Gäste mehr Fantasie auf Seiten der Pflegekassen. Nicht immer ist eine Pflegeunterkunft das, was die Betroffenen sich wünschen oder was sie benötigen. Auch eine Wohngemeinschaft oder freie Verfügung der Pflegezeit können den Bedarfen entsprechen. Darüber hinaus sprach sich Stefan Schostok für eine Sensibilisierung der Pflegekräfte aus um beispielsweise auch Problemen, die im Umgang mit Menschen mit Migrationshintergrund entstehen, besser begegnen zu können.

Im Verlauf des Gesprächs wurde immer wieder deutlich, dass man sich früh über die eigenen Wünsche und die eigenen Vorstellung des Alter(n)s frühzeitig Gedanken machen sollte. Gespräche mit der Familie, Information und Planung sollten im Alltag nicht aufgeschoben werden: "Eine Entscheidungssituation kann ganz plötzlich kommen und dann bleiben oft nur wenige Tage um eine geeignete Lösung zu finden", so Stefan Schostok, der auch seine eigenen Erfahrungen mit den angesprochenen Themen schilderte.

Die Gäste der Veranstaltung lieferten weitere Aspekte und Anregungen zum Thema. Eine abschließende Debatte sei ohnehin nicht möglich, es bliebe aber festzuhalten, dass wir uns und unseren Mitmenschen in jedem Alter oftmals mehr zutrauen sollten, schloss Gabriele Lösekrug-Möller.