Er war ein verdienter Döhrener Bürger: Lange Zeit stand er der Arbeitsgemeinschaft der Döhrener Vereine vor, organisierte in dieser Eigenschaft die 1000-Jahr-Feier des Stadtteils und kämpfte an der Spitze der Vereine in den frühen 80iger Jahren gegen die damals geplante Privatisierung des Freizeitheims Döhren. Einen Fehler hatte er allerdings in den Augen einiger Kommunalpolitiker: Er war Mitglied der SPD.

Die Rede ist von den vor einigen Jahren verstorbenen Siegfried Hebestreit. Sein Name war wieder in aller Munde, als die SPD-Fraktion im Bezirksrat Döhren-Wülfel anregte, doch den großen Saal des Freizeitheims nach ihm zu benennen. Der konservative Teil der Bürgervertretung fand das gar nicht gut.

Zwar winkten auch die beiden Frauen von Bündnis 90/Die Grünen bei dem Vorschlag ab. Bündnis 90/Die Grünen würden gerne dem Saal den Namen einer Frau geben. Und: Siegfried Hebestreit war keine Frau.

Eine ganz andere Aufregung herrschte hingegen bei den Christdemokraten und ihrem WfH-Anhängsel. Ärgerlich war für sie wohl schon, dass in der Presse vorab über die SPD-Initiative berichtet wurde. Da kann schon einmal etwas Neid aufkommen. Nun ja, nachvollziehbar. Die Vorwürfe aus der konservativen Ecke waren dann auch handfest, allerdings alles andere als sachlich. Die Sozialdemokraten hätten vollendete Tatsachen geschaffen, hieß es da. „Wenn wir das könnten, wäre das ja ganz schön“, hieß es dazu schmunzelnd aus der SPD-Fraktion. Eigentlich aber müssten die CDU-Sprecher schon lange genug im politischen Geschäft sein, um zu wissen, dass ein Antrag eben nur eine Anregung ist, über den der Bezirksrat öffentlich diskutiert und dann erst mit einem Beschluss entscheidet. Diese öffentliche Diskussion aber war es, die man auf der rechten Seite der Sitzungstische offenbar gerne vermieden hätte. „Das hätte vorab im interfraktionellen Gespräch abgestimmt werden müssen“, lautete der nächste Einwand. Hätte dann WfH und CDU dem Antrag zugestimmt? War man nur ärgerlich, dass es ein SPD-Vorschlag war. Dann hätte es gereicht, dem Antrag beizutreten und er wäre zum interfraktionellen Vorstoß geworden. Nein, der Wunsch war vielmehr, den Antrag in den vermissten Gesprächen im Hinterzimmer schon verhindern zu können, ohne sich öffentlich dafür rechtfertigen müssen. Deshalb der Ruf nach Kungelrunden ohne neugierige Zuhörer .

Die Mehrheiten fehlten letztendlich für den SPD-Vorschlag. Die CDU setzte in einem Änderungsantrag durch, dass nun eine Namensfindungskommission gebildet wird. Offen ist, ob und was aus diesem Arbeitskreis als Ergebnis herauskommt. Ein SPD-Bezirksratsherr scherzte angesicht der bisherigen Diskussion aber schon: „Es tagen sehr viele Karnevalsvereine hier. Vielleicht sollten wir den Raum einfach „Narrensaal“.nennen.“ Zum Niveau so mancher Auseinanderstetzung im Bezirksrat, der diesen Saal ebenfalls nutzt, würde dieser Name jedenfalls passen.

Jens Schade