Spannendes Politduell im Freizeitheim Döhren. Ganz knapp gewann die SPD-Landtagsabgeordnete Sigrid Leuschner (60) bei einem Mitgliedervotum des SPD-Ortsvereins Döhren-Wülfel am Montagabend.

Mit 38 Stimmen überrundete sie ihre Gegenkandidatin Doris Schröder-Köpf (49), für die sich 34 Sozialdemokraten entschieden; zwei der anwesenden SPD-Mitglieder enthielten sich der Stimme. Die SPD-Mitgliederversammlung im Freizeitheim bildete den Auftakt einer Reihe von fünf Abstimmungsrunden im Landtagswahlkreis 24.

Vor dem entscheidenden Wahlgang konnten sich die Sozialdemokraten aus Döhren-Wülfel in einer rund eineinhalb Stunden dauernden Fragerunde ein Bild von den zwei Bewerberinnen um eine Landtagskandidatur machen. Sowohl Sigrid Leuschner -seit 1994 im Landtag- als auch Doris Schröder-Köpf sind in diesem Ortsverein beheimatet. Leuschner sieht ihr besonderes Standbein in der Sozialpolitik und will für eine humanere Flüchtlings- und Ausländerpolitik kämpfen. Doris Schröder-Köpf stellte die Probleme der demographischen Entwicklung in den Vordergrund. „Niedersachsen soll ein kinderfreundliches Land werden“, warb sie für ihre Position. Doris Schröder-Köpf musste sich dabei auch ausgefallenen Fragen stellen. Was ihre Gans mache, wollte ein Genosse wissen. Da konnte die Ehefrau von Altkanzler Gerhard Schröder nur mit den Schultern zucken. Den Vogel habe sie leider aus den Augen verloren, räumte sie ein. Die legendäre Weihnachtsgans hatten die Schröders vor einigen Jahren vor dem Bratofen gerettet und zu einem Gnadenbrot verholfen.

Die Kandidatenempfehlung des Ortsvereins stieß auf großes Medieninteresse, was nicht zuletzt an der doch sehr prominenten Gegenkandidatin von Sigrid Leuschner gelegen haben dürfte. Beide Bewerberinnen wurden mit einem Blitzlichtgewitter der Pressefotografen empfangen, Kamerateams vieler Fernsehsender traten sich gegenseitig auf die Füße, verfolgten den Urnengang der SPD-Mitglieder im Scheinwerferlicht. Bei der Fragestunde mussten sie allerdings vor der Tür warten. SPD-Ortsvereinschef Angelo Alter sperrte den Medienrummel aus. Die Mitgliederversammlung sollte in ruhigen Bahnen verlaufen, ohne Einfluss von außen. Nur eingeschriebene SPD-Mitglieder durften bei der entscheidenden Vorstellungsrunde im Raum anwesend sein.

Insgesamt gesehen schlugen sich beide Bewerberinnen in den Fragerunden gut und konnten bei den Mitgliedern punkten. Letztendlich setzte sich dann im Wahlgang Sigrid Leuschner gegen ihre parteiinterne Konkurrentin durch. Entschieden ist damit aber noch lange nicht, wer für die SPD in diesem Wahlkreis zur Landtagswahl antreten wird. Denn vier weitere SPD-Ortsvereine im Südosten Hannovers müssen noch ihr Votum abgeben und Delegierte für das letztentscheidende Parteigremium wählen. Endgültige Klarheit über die neue Landtagskandidatin wird es dann erst im März nach einer Wahlkreiskonferenz geben.

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Doris Schröder-Köpf (li.) und Sigrid Leuschner präsentierten den Stimmzettel.