Die Wiehbergstraße in Döhren und Wülfel ächzt unter dem Durchgangsverkehr. Da quälen sich massiv Autofahrer durch die enge Straße Richtung Laatzen. Für die SPD-Fraktion im Bezirksrat Döhren-Wülfel ein Problem, das angepackt werden muss. „60 Prozent des Verkehrsaufkommens verursachen Autofahrer, die nur die Hildesheimer Str. umfahren wollen und deren Zielort weit außerhalb Hannovers liegt“, sagt SPD-Fraktionsvorsitzender Bert Oltersdorf.

Der aktuelle Flächennutzungplan zeigt viel die Farbe Pink (Tempo 30 - Zone), zeigt die Hauptverkehrsstraßen in Gelb und das Vorbehaltsnetz in Orange. In Orange - das ist die Willmerstraße parallel zum Südschnellweg und das ist die Abelmannstraße. Soweit die Planung. Die Wirklichkeit sieht anders aus: 60 % des Verkehrsaufkommens in der Wiehbergstraße ist Durchgangsverkehr.

Die Wiehberg- und Neckarstraße in Döhren und Wülfel ächzen unter dem Durchgangsverkehr. Da quälen sich massiv Autofahrer durch die engen Straßen in Richtung Laatzen. Für die SPD-Fraktion im Bezirksrat Döhren-Wülfel ein Problem, das angepackt werden muss. 60 Prozent des Verkehrsaufkommens verursachen Autofahrer, die nur die Hildesheimer Straße umfahren wollen und deren Zielort weit außerhalb Hannovers liegt. Deutlich geworden sei das durch die von der Stadtverwaltung durchgeführte Kennzeichenerfassung der Fahrzeuge.

Auch Bezirksbürgermeisterin Christine Ranke-Heck sieht Handlungsbedarf: „An dieser Straße liegen drei Kindergärten, eine Seniorenresidenz und ein Spielplatz. In unmittelbarer Nachbarschaft gibt es noch eine Schule“, sagt sie und verweist auf immer wieder eintretende brenzlige Situationen. „Es fahren viel zu viele Fahrzeuge durch dieses Gebiet und sie fahren viel zu schnell. Als Spitzengeschwindigkeit wurden hier schon 91 km/h gemessen. Außerdem fließt zu Stoßzeiten so viel Kfz-Verkehr in Nord-Süd-Richtung, dass die Autofahrer auch den Bürgersteig nutzen, was schon mehrfach zu äußerst riskanten Situationen führte. In diesem Gebiet sind bisher zwei Kinder überfahren worden.“

In der Folge sollte ein offenes Verkehrsforum ein tragbares Konzept erarbeiten. Insgesamt wurden 2.500 Flugblätter im gesamten Quartier verteilt, die Anwohnerinnen und Anwohner wurden zusätzlich über Pressemitteilungen zur Mitarbeit eingeladen. Als sich nun in einem für alle offenen Verkehrsforum Anwohnerinnen und Anwohner aus 10 Straßen des Quartiers, Verkehrsexperten des ADAC und Stadtplaner zusammen setzten, analysierten, diskutierten und einen Vorschlag erarbeiten, schien die Situation einer Lösung nahe. Die Vorschläge des Verkehrsforums sollten in einem zeitlich begrenzten Versuch getestet werden. Am Ende der Probephase sollten die Verkehrsströme in und um das gesamte Quartier erneut genau gezählt und überprüft werden.

Doch als im vergangenen November die städtischen Verkehrsplaner den Bezirksrat Döhren-Wülfel darüber informieren wollten, wurden sie von einer künstlich aufgetürmten Welle der Empörung überrollt. Eine andere große Fraktion im Bezirksrat, deren Mitglieder sich zuvor eine Mitarbeit in dem Verkehrsforum erspart hatten, verlangte nun lautstark ein Mitentscheidungsrecht. In scheinheiliger Empörung wurden Verwaltung und beteiligte Bürger beschimpft und die vorgelegten Pläne kritisiert, anstatt erst einmal den Versuch der neuen Verkehrslenkung abzuwarten und dann in Diskussionen die für alle Bürger beste Lösung zu suchen.

Auch für die Sozialdemokraten, die die von den Bürgern und Experten ausgearbeiteten Vorschläge zumindest ausprobieren wollen, ist es natürlich klar, dass jede Verlagerung des Verkehrs zu stärkeren Beeinträchtigungen an anderen Straßen führt. „Das Problem ist, jeder will nicht auf sein Auto verzichten und auf schnellstem Weg damit sein Ziel erreichen. Aber jeder möchte nicht die Belastungen durch den Autoverkehr der anderen vor seiner Tür haben“, formulierte SPD-Fraktionsmitglied Jens Schade das Dilemma der Verkehrsplaner. Ziel müsse es deshalb sein, die Autoströme so zu leiten, dass der Verkehr ohne große Gefährdung der Anwohner und Passanten auf den dafür vorgesehenen Straßen gut abfließen kann.

In erster Linie würde nach dem Verkehrskonzept die Hildesheimer Straße die Autos aus der Wiehbergstraße aufnehmen müssen. Auch dort wohnen Menschen, die schon tagtäglich vom Verkehrslärm geplagt sind. Aber die zusätzlichen Autos auf der Hildesheimer Straße würden die Belastungen für die Anwohner nicht mehr merklich erhöhen. Bezirksbürgermeisterin Christine Ranke-Heck verweist sogar auf die Geschichte. Ursprünglich war die Landwehr- und Wiehbergstraße die Hauptstraße, die von Hannover kommend weiter nach Wülfel und Laatzen führte. Um aber den Durchgangsverkehr aus den drei damals noch kleinen Dörfern herauszuhalten, wurde Anfang des 19. Jahrhundert die Hildesheimer Chaussee als Umgehungsstraße gebaut. Ihren Namen hat die Chaussee in Hildesheimer Straße gewandelt, ihre Funktion aber ist geblieben.

Die Gegner des Verkehrsforums haben im Bezirksrat mit ihrer Mehrheit gegen den Verkehrsversuch gestimmt und feiern dies in Pressemitteilungen als großen Erfolg. Die SPD hält jedoch an der Planung fest. Christine Ranke-Heck: „Die zu erwartenden Ergebnisse dieses Probelaufs wären wichtig für die dritte und letzte Ausbauphase der Wiehbergstraße. Ein mögliches Ergebnis könnte im Übrigen sein, dass in der Folge auch der Verkehr durch die Landwehrstr. abnimmt, weil man anschließend nicht mehr weiter Richtung Süden durch die Wiehbergstraße fahren kann. Es wäre also für die Anwohner der Landwehrstraße auch von Vorteil, wenn der geplante Verkehrsversuch durchgeführt werden könnte.“

Bert Oltersdorf

Weitere Informationen im Artikel "Verkehrsberuhigung Wiehbergstraße" vom 04.12.2008 auf dieser Homepage - die Originaldrucksachen und Berichte aus der Stadtteilpresse vom 04.12.2008 und 11.12.2008.