Auf dem Stadtfriedhof Seelhorst gibt es ein wenig bekanntes Ehrengrab der Landeshauptstadt Hannover. Es handelt sich um das in Abteilung 9 gelegene Grab Nr. 1380. Dort liegt die letzte Ruhestätte von Wilhelm Fahlbusch. Wilhelm Fahlbusch (*14.02.1907 - +08.07.1933 Hannover), war Mitglied des Reichsbanners und war eins der ersten Opfer der SA. 1987 wurde im Stadtteil Ricklingen eine Brücke erbaut und nach Wilelm Fahlbusch "Fahlbuschbrücke" genannt.

Die SPD-Fraktion im Stadtbezirksrat-Döhren-Wülfel möchte dieses einzige Ehrengrab der Stadt auf dem Seelhorster Friedhof in der Öffentlichkeit bekannter machen. Auf der März-Sitzung des Gremiums im Freizeitheim Döhren fragten deshalb die Sozialdemokraten an, welche Maßnahmen die Stadt dafür vorschlagen könne.

„Die Verwaltung wird mit der nächsten Überarbeitung der Übersichtspläne für den Stadtfriedhof Seelhorst das Ehrengrab von Wilhelm Fahlbusch mit aufnehmen, so dass auch Unkundige mit Blick auf einen der zahlreichen Übersichtspläne künftig über die Lage der Grabstätte und das Schicksal von Wilhelm Fahlbusch informiert werden. Darüber hinaus soll mittelfristig über eine fachbereichsübergreifende Arbeitsgruppe der Verwaltung eine Lösung für die Markierung von Ehrengräbern gefunden werden“, antwortete Stadtsprecherin Gabriele Mewes in der Bezirksratssitzung.

Möglicherweise findet sich auch jemand, der hilfreich der Stadt zur Seite spring. Mewes: „Leider ist das Auffinden der Grabstätte von Wilhelm Fahlbusch auch deshalb erschwert, weil ein Grabzeichen fehlt. Eine mögliche Markierung von Ehrengräbern ersetzt allerdings kein Grabmal. Ebenso wenig ist die Übernahme einer Grabstätte in Ehrenpflege durch die Stadt mit der Errichtung eines Grabmals verbunden. Sollten sich, wie in Einzelfällen schon erfolgt, auch in diesem Fall engagierte Gruppen finden, die ein Grabzeichen finanzieren und errichten wollen, wäre die Verwaltung demgegenüber positiv eingestellt

Im Stadtteil Ricklingen gibt es die "Fahlbuschbrücke". Die Brücke wurde 1987 erbaut und nach dem

Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold

Rechte und nationale Kampfbünde, wie der „Stahlhelm“ oder die SA, sowie der KPD-nahe Rote Frontkämpferbund hatten den politischen Kampf immer weiter radikalisiert. Zunächst gründeten sich eine Reihe von lokalen sozialdemokratischen Selbstschutzorganisationen. Auf diesen aufbauend wurde als Reaktion auf die rechten (Hitlerputsch) und linken (Hamburger Aufstand) Umsturzversuche von 1923 am 22. Februar 1924 von Mitgliedern der SPD, der Deutschen Zentrumspartei, der Deutschen Demokratischen Partei sowie Gewerkschaftern in Magdeburg das Reichsbanner gegründet. Allerdings überwog der Anteil der Sozialdemokraten in der Mitgliedschaft deutlich. Schätzungen gehen von bis zu 90 Prozent aus.

Das Reichsbanner war ein Veteranenverband, in dem Kriegsteilnehmer des Ersten Weltkrieges ihre Kriegserfahrungen mit ihrem Eintreten für die Republik verbanden. Seine Hauptaufgabe sah das Reichsbanner somit in der Verteidigung der Weimarer Republik gegen Feinde aus den nationalsozialistischen, monarchistischen und kommunistischen Lagern. Otto Hörsing bezeichnete das Reichsbanner 1931 als „überparteiliche Schutzorganisation der Republik und der Demokratie im Kampf gegen Hakenkreuz und Sowjetstern“.[1] Dabei verstand sich das Reichsbanner als Hüter des Erbes der demokratischen Tradition der Revolution von 1848 und der verfassungsmäßigen Reichsfarben Schwarz-Rot-Gold.

Nachdem die NSDAP im Jahr 1930 erhebliche Wahlerfolge verbuchen konnte, versuchte das Reichsbanner im September dem verstärkten Straßenterror der SA-Einheiten durch eine Umstrukturierung der technischen Ebene entgegenzutreten. Die aktiven Mitglieder wurden in Stammformationen (Stafo) und die Eliteeinheiten Schutzformationen (Schufo) aufgeteilt. Daneben gab es weiterhin die Einheiten des Jungbanner. Den Schufos gehörten im Frühjahr 1931 bereits 250.000 Mann an; bis Februar 1933 fielen 47 Reichsbannerleute im „Kampf um die Demokratie“. In vielen Regionen verstärkte sich überdies die Frontstellung gegen die Kommunisten.

Am 16. Dezember 1931 bildete das Reichsbanner mit dem Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB), dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund (ADGB) sowie der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands die Eiserne Front. Da dies ohne vorherige Fühlungnahme mit den noch verbliebenen Mitgliedern der Zentrumspartei, die häufig aus den Christlichen Gewerkschaften und den katholischen Arbeiter- und Gesellenvereinen stammten, sowie der Deutschen Staatspartei stattfand, wurde die Eiserne Front eine nahezu rein SPD-geführte Organisation. Zentrumsmitglieder des Reichsbanners beteiligten sich an der Eisernen Front, etwa im Emsland, nicht mehr. Sie gründeten statt dessen, wohl unter Mithilfe und publizistischer Unterstützung des Reichsbanners, die „Volksfront gegen Radikalismus und soziale Reaktion“, die vor allem bisherige Nichtmitglieder aus dem katholischen Lager zur Verteidigung der Republik erfassen sollte. In der Eisernen Front fiel dem Reichsbanner die wehrtechnische Leitung zu, die angesichts immer schärfer werdender Gewalttaten durch Angehörige der Sturmabteilung (SA) und des Roten Frontkämpferbundes (RFB) immer wichtiger wurde.

Die letzte Bundesgeneralversammlung des Reichsbanners tagte am 17./18. Februar 1933 in Berlin, im März wurden Reichsbanner und Eiserne Front im gesamten Reich verboten, allerdings zu verschiedenen Zeitabschnitten. Aufgrund des großen Drucks auf die Führer und Mitglieder löste sich das Reichsbanner vielfach, so im Gau Weser-Ems, nicht selten selbst auf. Die Mitglieder von Reichsbanner und Eiserner Front wurden von diesem Zeitpunkt an systematisch verfolgt, in Konzentrationslager deportiert und zum Teil ermordet.

Weitere Informationen

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Vor dem Ehrengrab von Wilhelm Fahlbusch: Bezirksbürgermeisterin Christine Ranke-Heck und Holger Büring von der Humanistischen Union.