Liebe Leserinnen und Leser,

plötzlich ist schon wieder Weihnachten. Die Weihnachtszeit sollte eigentlich ruhig und besinnlich sein. Friedlich und harmonisch im Kreise der Familie angenehme Stunden zu verbringen, das wünschen wir uns sicher alle.
Bei uns ist die Wahrscheinlichkeit, dass es friedlich zugeht, sehr groß. Vor 70 Jahren war das ganz anders, es war Krieg, ganz Hannover wurde bombardiert. In der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 1943 erlebte unsere Stadt die schwersten Bombenangriffe

des Krieges: Der Angriff begann nachts um 1.05 und dauerte nur 40 Minuten. Dabei wurden 260 000 Bomben aus ca. 500 Flugzeugen abgeworfen, 1.245 Menschen starben, 477 wurden schwerverletzt und 250 000 Einwohner Hannovers wurden in dieser Nacht durch die Zerstörung der Innenstadt und der Südstadt plötzlich obdachlos. Es muss ein furchtbares Inferno gewesen sein.
Obwohl ihre Stadt zum größten Teil zerstört war, waren die Menschen auch damals nicht hoffnungslos. Auf dem Klagesmarkt gab es vom 12. bis zum 19. Dezember 1943 schon wieder einen kleinen, von etwa 20 Händlern ausgerichteten, Weihnachtsmarkt.

Seit fast 70 Jahren leben wir hier nun in Frieden, und kennen Kriegsbilder meist nur aus den aktuellen Berichterstattungen im Fernsehen. Viel zu viele Menschen aber müssen noch immer in Kriegs- und Krisengebieten leben, in der ständigen Angst, dass ihnen oder ihren Angehörigen etwas zustoßen könnte. Ihr Wunsch, in Frieden leben zu können, ist so groß, dass sie fliehen, so wie vor 70 Jahren auch hier viele vor Krieg und Verfolgung geflohen sind.

Manche dieser Flüchtlinge kommen auch zu uns. Sie haben meist schon eine schwere Zeit hinter sich, Bürgerkriege erlebt und Freunde und Verwandte verloren. Sie wurden in den Flüchtlingslagern ihrer Heimatländer ausgewählt, und kommen dann nach Deutschland in Auffanglager wie Friedland. Von dort aus werden sie auf die unterschiedlichsten Kommunen verteilt.

Auch hier in Döhren wird nun ein kleines Wohnheim für 50 Flüchtlinge gebaut werden, und es würde mich sehr freuen, wenn wir gemeinsam in unserem Stadtbezirk so etwas wie eine Willkommenskultur für unsere neuen MitbürgerInnen aufbauen könnten. In der Nähe des geplanten Wohnheims liegt die Gemeinde der Auferstehungskirche. Diese hat bereits signalisiert, dass sie eine koordinierende Rolle bei den Hilfsangeboten für die Flüchtlinge übernehmen wird.

Es ist gewiss keine leichte Entscheidung seine gewohnte Umgebung zu verlassen, und ins Ungewisse zu ziehen. Wenn aber durch Krieg und Verfolgung das eigene Leben und das der Familie bedroht ist, wie würden wir uns in solchen Situationen verhalten?

Liebe Leserinnen und Leser,

Ich wünsche Ihnen und Ihren Familien schöne Feiertage und ganz besonders:

Ein friedliches neues Jahr.

Christine Ranke-Heck