„Wichmann“ beherrschte die Tagesordnung des Bezirksrates Döhren-Wülfel

Was wird aus dem Grundstück der früheren Gastwirtschaft Wichmann an der Hildesheimer Straße? Das Versprechen, die historische Gaststätte wiederaufzubauen, dürfte wohl nicht eingehalten werden. In der Septembersitzung des Bezirksrates Döhren-Wülfel im Saal des Freizeitheimes Döhren stellten Grundstückseigentümer und ein möglicher Investor ihre Pläne vor. Danach soll dort ein massiver Baukörper die Lücke zwischen den Altbauten links und Rechts füllen und auch noch ein weiteres Gebäude im hinteren Teil des Grundstücks entstehen. Der Wiederaufbau des Gebäudes von Wichmann rentiere sich nicht, im Übrigen würden ja dringend Wohnungen benötigt, heiß es von Seiten der Investoren. Einschließlich des Dachgeschosses der beiden Erkervorbauten, die die angrenzenden Häuser überragend, sind anscheinend sechs Geschosse vorgesehen. Insgesamt plant ein Architekturbüro hier den Bau von 104 Mietwohnungen, die überwiegende Zahl Ein-Zimmer und 1 ½-Halbzimmer-Apartements, dazu 20 Zwei-Zimmerwohnungen in der Größe von 34 bis 40 qm und sechs Drei-Zimmerwohnungen zwischen 43 und 60 qm.
Die Pläne stießen auf wenig Begeisterung bei den Bezirksratspolitikern. „Können Sie nachvollziehen, dass es Unmut gibt, wenn erst die historische Gaststätte abgerissen wird mit dem Versprechen, alles wieder so aufzubauen und dann heißt es auf einmal, das wird doch nicht gemacht?“, fragte Jens Schade von der SPD-Fraktion. Kritische Fragen kamen aus dem Plenum auch zu der Baumasse und der Höhe der geplanten Gebäude. Übel stieß zudem auf, dass im Vorfeld in Alt-Döhren Flugblätter (ohne Impressumsangaben) aufgetaucht waren, in denen für die geplante Bebauung geworben und dem Bezirksrat eine Verzögerungstaktik vorgeworfen wurde. „Das geht gar nicht“ sagte Vize-Bezirksbürgermeisterin Gabriele Jakob (CDU), die die Sitzung anstelle der erkrankten Bürgermeisterin Antje Kellner (SPD) leitete.
Wie und wann es nun genau weitergeht, blieb gestern Abend aber noch offen. Die Sozialdemokraten im Bezirksrat sehen jedenfalls die vorgestellten Baupläne kritisch. Die vorgestellten Pläne sind nicht akzeptabel.
Ohne Gegenstimme passierte ein gemeinsamer Antrag von CDU und SPD das Gremium. Darin wird gefordert, den Bauverkehr für das geplante Neubaugebiet (Bebauungsplan Nr. 1917 - Thaerstrasse/Esperantostrasse-) über die Emmy-Noether-Allee und die Hermesallee zu führen. Natascha Erdmann (CDU): „Eine Nutzung der Thaerstraße für die Baufahrzeuge ist den benachbarten Anwohnerinnen und Anwohnern in Mittefeld nicht zuzumuten¸ es würden zusätzlich zu dem Parkplätze wegfallen.“
Ein weiterer Antrag von CDU und SPD wurde ebenfalls ohne Diskussion durchgewunken. Die Stundenzahl für die Mitarbeiterin bzw. einen Mitarbeiter für den Quartierstreff Borgentrickstraße soll wieder erhöht werden, hieß es in der von Dr. Gudrun Koch eingebrachten Beschlussvorlage.
Gespalten zeigte sich das Bezirksrat hingegen bei dem Vorschlag der Sozialdemokraten, die Stadt möge sich bei der Region Hannover dafür einzusetzen, dass die Haltestellen „Am Brabrinke“ zukünftig „Am Brabrinke – Troester“ benannt wird. „Die 1892 gegründeten Troesterwerke am Brabrinke sind das älteste noch produzierende Unternehmen in Wülfel. Es handelt sich um ein Traditionsunternehmen von Weltrang. Die Haltestellen „Am Brabrinke“ liegen genau vor dem Werksgelände“, begründete die SPD den Vorschlag. Mehrheitlich wurde der Antrag dann aber angenommen.
„Wir wollen mitreden!“ In einem weiteren SPD-Antrag wird gefordert, dass die Stadt dem Stadtbezirksrat Döhren-Wülfel die derzeitigen Planungen für die Willmerstraße und die Zeißstraße nach dem Bau des Tunnels und dem Rückbau der Behelfsbrücke vorstellt. Willi Lindenberg: „Da der zukünftige Ausbau der Willmerstraße große Auswirkungen auf den Stadtteil Döhren hat, ist der Stadtbezirksrat Döhren-Wülfel frühzeitig in die Ausbauplanungen einzubeziehen.“ Einstimmig folgte der Bezirksrat diesem Antrag.
Text: Jens Schade