Die von der Stadtverwaltung vorgelegten Pläne für eine Veloroute von der Innenstadt bis nach Laatzen hat der Stadtbezirksrat Döhren-Wülfel auf seiner jüngsten Sitzung gestern Abend im Freizeitheim Döhren (29. April) so erst einmal nicht gebilligt.

Sowohl SPD als auch CDU forderten in einem gemeinsamen, von Willi Lindenberg (SPD) eingebrachten Änderungsantrag, vor Umsetzung der Vorschläge die Bürger aus dem betroffenen Gebiet intensiv an den Planungen zu beteiligen. Ihr Verlangen nach mehr Bürgermitsprache stieß auf den erbitterten Widerstand der Grünen und den Einzelvertretern von FDP und der PARTEI. Die wollten das Vorhaben möglichst schnell durchwinken. Am Ende setzten sich jedoch Christ- und Sozialdemokraten mit der Mehrheit ihrer Stimmen durch.

Begonnen hatte das Treffen der Ortspolitiker mit einer Anhörung zum Thema Fahrradroute. Genau zwei Stunden lang befragten unter dem Vorsitz von Bezirksbürgermeisterin Antje Kellner die Bezirksratspolitiker Experten vom Fachbereich Tiefbau, der Polizei, von Üstra und ADAC und vom ADFC. Die vorgeschlagene Strecke für Radfahrer mit dem verwaltungsinternen Namen „08“ soll vom Maschsee kommend über Froböse- und Wiehbergstraße auf die Hildesheimer Straße nach Laatzen geführt werden. Würden die Pläne der Verwaltung verwirklicht, verengt sich die Hildesheimer Straße für den Autoverkehr zum Teil auf eine Spur, auf der Hildesheimer Straße und im Bereich zwischen Wiehbergstraße, Brückstraße und Abelmannstraße entfielen eine ganze Reihe von Parkplätzen ersatzlos; in Höhe der Bothmerstraße ist außerdem eine sogenannte „Diagonalsperre“ für den Kraftfahrzeugverkehr vorgesehen. Dies bedeutet, Autos können nicht mehr gerade von Nord nach Süd oder umgekehrt durch die Wiehberstraße fahren, sondern müssen in Nebenstraßen abbiegen und Umwege nehmen.

Beide Parteien betonten, grundsätzlich der Idee zur Veloroute positiv gegenüberzustehen. Die Sozialdemokraten wiesen darauf hin, dass sie schon lange solche Verkehrswege im Auge hätten, aber: „Wir müssen die Bürger mitnehmen und intensiv in die Planungen einbeziehen, nur so erreichen wir Akzeptanz“, umriss der Fraktionsvorsitzende der SPD, Jens Schade, die Ziele des parteiübergreifenden Änderungsantrages von SPD und CDU. „Die Anwohner in dem Gebiet zwischen Wiehbergstraße, Abelmannstraße und Hildesheimer Straße wissen doch noch gar nicht, was da auf sie zu kommt“, bemängelten weiterhin Vertreter von Christ- und Sozialdemokraten. Und auch die Geschäftsleute an der Hildesheimer Straße müssten einbezogen werden; sie würden durch den Wegfall von Parkplätzen betroffen, ebenso wie dort ansässige Arztpraxen, wurde von beiden Parteien betont. Sowohl verschiedene Redner der SPD als auch die CDU befürchteten zudem eine Verlagerung von Verkehrsströmen zu Lasten der schon arg gebeutelten Loccumer Straße. Die Nachfrage vom SPD-Fraktionsvorsitzenden Jens Schade, weshalb nicht auch alternativ eine Fahrradstrecke entlang der Loccumer Straße bis hin zur Helmstedter Straße und dann weiter über die Riepestraße zum Maschsee geprüft worden sei, wurde von Vertretern des Tiefbauamtes zurückgewiesen. Diese Strecke, so hieß es, würden Radfahrer nicht annehmen.

Neben der Forderung nach umfassender Anliegerbeteiligung enthielt der SPD/CDU-Änderungsantrag auch schon einen ganz konkreten Verbesserungsvorschlag: In Höhe Riepestraße müsse dringend ein Überweg zum Maschsee für Fußgänger und Radfahrer angelegt werden, meinten die Ortspolitiker.

Der Bezirksrat hat in dieser Angelegenheit allerdings nur ein Anhörungsrecht. Letztlich entscheidet der Verwaltungsausschuss der Stadt Hannover, ob und wie das Projekt Veloroute 8 ab Sommer 2021 in Döhren und Wülfel umgesetzt wird.

Einen Tag vor der Sitzung des Bezirksrates wurde durch Presseberichte bekannt, dass die Stadt Laatzen bereits Anfang Mai mit Bauarbeiten für die Veloroute auf ihrem Gebiet beginnen und dafür auch die Hildesheimer Straße zeitweise für den Autoverkehr sperren will. In einem ebenfalls von SPD und CDU gemeinsam eingebrachten Dringlichkeitsantrag forderten die Bezirksratsmitglieder die Stadt Hannover auf, umgehend verkehrslenkende Maßnahmen zu ergreifen, um die Einwohner der Stadtteile Mittelfeld und Wülfel von den zu erwartenden neuen Durchgangsverkehr zu schützen. Diesen Antrag nahm dann die Bürgervertretung sogar einstimmig an. JS